Harald Grill - Zweimal heimgehen
"Auf diesem Wege herzliche Grüße an alle zuhaus in Wald!"
Info der Gemeinde:
Die Tagebuch-Aufzeichnungen von Harald Grill sind unter www.haraldgrill.de abrufbar.
"Seit dem Sommer 2000 bin ich auf dem Weg. Zuerst vom Nordkap aus durch Norwegen, Finnland, Schweden, Dänemark und Tschechien ging ich zu Fußnach Hause. Über Weihnachten und Neujahr bin ich daheim geblieben. Und jetzt bin ich seit Januar von Sizilien aus unterwegs, diesmal gehe ich wiederum zu Fuß von der südlichen Spitze Europas durch Italien, Slowenien und Österreich in Richtung Heimat. "So eine Spinnerei!" werden manche sagen. In Finnland zum Beispiel fragte mich ein Mann: "Wissen Sie nicht, dass das Auto schon erfunden worden ist?" Ich fragte zurück: "Wie bitte, Auto? Was ist denn das?" Und er verstand mich. Ich bin Schriftsteller und Dichter. Ich habe viel über meine Heimatregion geschrieben. Nun will ich auch die Heimatregionen der anderen Europäer kennen lernen und unser Zuhaus aus einem neuen Blickwinkel sehen. Nicht von oben herab, wie es in der "hohen" Politik so oft geschieht. Ich möchte unterwegs den Leuten in die Augen schauen können. Nur dort, meine ich, kann dieses Vereinte Europa, ein menschliches Gesicht bekommen. Und wie soll ich den Leuten in die Augen schauen können, wenn ich mit dem Auto an ihnen vorbeifahre. Und überhaupt: das Leben geht eh so schnell vorbei, warum soll ich es mit dem Auto beschleunigen. Es geht mir um die Verlangsamung. Langsamkeit ist kein Nachteil. Langsamkeit ermöglicht genaueres Hinsehen und Hinhören. Natürlich kann ich so ein Riesenprojekt nicht allein verwirklichen. So bin ich den Firmen, die mir meine Ausrüstung ermöglicht haben (der Windenergiefirma "Ostwind" zum Beispiel, die wie ich mit erneuerbarer Energie umgeht, dem Bayerischen Rundfunk für den ich von meiner Reise aus regelmäßig berichten darf, dem "Ausrüster" in Wörth an der Donau, der das nötige Gewand beigesteuert hat und vielen mehr) vor allem aber meiner Familie sehr sehr dankbar, dass sie die Verwirklichung meines Lebenstraumes mittragen. Meine Frau Erika und meine beiden Söhne Andreas und Martin haben mich sogar viele Wochen lang und viele Kilometer weit begleitet. Außerdem unterstützen sie mich auch von daheim aus, denn ich bin ja nicht im Urlaub - ich muss ja regelmäßig Geld verdienen, habe meinen Computer im Rucksack und arbeite unterwegs für Radio und Zeitungen. Am 3.Mai werde ich in Triest beim Goetheinstitut vorlesen. Dort wird mich auch ein Team der Abteilung Literatur des Bayerischen Fernsehens besuchen und drei Tage an einem kurzen Film über mein Projekt drehen."